Souvenirs de Joël – Ein Parkwächter blickt zurück
(deutsche Übersetzung von Johannes Denkinger)
In meinen besten Erinnerungen an meine lange Karriere von 42 Jahren im Nationalpark des Ecrins nehmen die Vögel den ersten Platz ein. Warum? Sehr wahrscheinlich weil sie das ganze Jahr anwesend und sichtbar sind, wo man immer sei, am Meer oder in den Bergen, auf einem Spaziergang oder zu Hause, selbst wenn es sich um die gleiche Art handelt. Hinzu kommt die Besonderheit der Vögel in ihren verschiedenen Farben, Gesängen und Rufen. Selbst wenn man sie nicht sieht, kann man sie hören.
Im Frühling erwartet man die Ankunft der Zugvögel, ob sie früher oder später ankommen werden. Es stellen sich viele Fragen.
Wenn ich nun zurückkomme auf meine Erinnerungen an die Vögel, dann kommen mir wundervolle Augenblicke in den Sinn.
Ich denke an die Biwaks. Im Anstand erwartete ich am Morgen vor Tagesanbruch die Balz der Birkhähne. Welche Freude, wenn man lange Zeit den Gesang des Raufusskauzes oder des Sperlingskauzes hört, der sich der Stille der Umgebung anfügt. Wohlverstanden, das Spektakel der Birkhahnbalz ist großartig, aber ich war besonders beeindruckt von einem Hahn, der nach der Balz zwei Meter von mir entfernt, mit noch gehobenem Schwanz, Pyrenäen-Hahnenfüße aufpickte. Es kommt mir auch die Erinnerung an eine Zählung von 14 Birkhähnen an einem Balzplatz in den Sinn.
Eine andere Erinnerung am Ende meiner Dienstjahre: Ich war allein im Nebel (in den Bergen) und bekam Gänsehaut, als ich ein Schneehuhn schnarren hörte.
Eine Beobachtung vom eigenen Garten aus: Ein 30er-Trupp von Steinsperlingen hatte sich auf elektrischen Leitungen gesetzt. Die Vögel ließen mir Zeit, sie einige Minuten mit dem Fernrohr zu beobachten.
Es war ein Vergnügen, die Vögel auch im Winter an den Futterstellen zu sehen, aber auch in einem Jahr den Durchzug von zahlreichen Seidenschwänzen in den Apfelbäumen der Ebene von Vallouise zu beobachten.
Die Greifvögel nehmen einen guten Platz in meinen Erinnerungen ein. Meine Schmerzen am Hals und an den Schultern zeugen von den langen Stunden, da ich hinaufblickte zum Steinadler und zum Schlangenadler oder anderen Arten. Meine Erinnerungen an die Nachtgreifvögel, die schwieriger zu sehen sind, sind mir aus diesem Grund besonders gegenwärtig, wie zum Beispiel die Beobachtung eines jungen Uhus mit einem Altvogel im „Nest“ in der vollen Sonne. Ich erinnere mich, dass ich gelacht habe, als ich die verschiedenen krummen Stellungen des Jungvogels sah; auch die Beobachtung von zwei Kolkraben vor Anbruch der Nacht, die sich sehr nahe an einen Altvogel heranwagten, der sich in einer Felshöhle befand. Schließlich sei der Sperlingskauz erwähnt, der sich auf einen Fichtenast setzte, fünf Meter von mir entfernt. In der Aufregung hatte ich Mühe, mein Stativ und mein Objektiv einzurichten, aber der Kauz ließ mir Zeit, sein Portrait zu knipsen mit einer Meise, die ihn beschimpfte. Einige Sekunden von Glück!
Es bleibe bei diesen Erinnerungen. Die Vögel bringen zudem Menschen einander näher, wie unsere Begegnung in der Maison du Parc während des Aufenthalts von Monticola in Vallouise.
Ricarda und Martine schließen sich mir an, um den Freunden von Monticola für die guten Momente zu danken, die wir mit ihnen verbracht haben, und grüßen alle mit den besten Wünschen
Joël Faure, gardien du Parc national des Ecrins, 1975 – 2017