Harald Sutter *14.9.1928 †18.11.2022
Harald und seine Ehefrau Anna lernte ich an der Monticola-Tagung in Aosta 2013 kennen. Noch sehe ich sie, als wäre es gestern gewesen, mit strahlenden Augen die Gebirgsschönheiten um Aosta bewundern, sei es in Mont Avic, im Valle di Rhêmes oder auf Pila. Noch sehe ich Harald, die Alpenkrähe als Ziel klar vor Augen, unentwegt aufwärts steigen. Noch sehe ich ihn über einen Bergbach springen. Nur ungern ließ er damals ein Küchenschellen-Enzian-Feld hinter sich! Wir mussten aber wieder talwärts ziehen. Wir ahnten nicht, dass es der letzte gemeinsame Abstieg war. An weiteren Tagungen nahmen Anna und Harald nicht mehr teil. Zur Tagung in Mals 2015 versuchte Harald, wenigstens zur Hauptversammlung ein letztes Mal zu erscheinen, doch es blieb ihm versagt.
Harald war ein großer Förderer der Alpenkrähe. Sein Gemüt war erfasst von dieser ansprechenden Vogelart. Er wurde zum Gönner der Alpenkrähe in den Ostalpen. Monticola hatte in Aosta einem Förderprojekt zugestimmt, das wir zusammen mit den interessierten Zoos anpacken wollten. Dank seiner Unterstützung wurde unsere „Alpenkrähen-Kasse“ aufgestockt, und uns war es möglich, Studien mitzufinanzieren. Zudem investierte er in die Zucht, indem er eine Patenschaft für die Alpenkrähe „Sutra“ im Tierpark Goldau / Schweiz übernahm. Hoffen wir nun, dass die fortlaufenden Bemühungen um die Alpenkrähen verdiente Früchte bringen! Wir sind Harald zu großem Dank verpflichtet.
Harald Sutter war am 14. September 1928 in Rattenberg im Tirol als zweites von sechs Kindern zur Welt gekommen. Er verbrachte seine Jugend in Brixlegg, ebenfalls im Tirol, wohin sein Vater als Arzt wechselte. Wie er mir erzählte, hatte er am Gymnasium in Salzburg noch Deutschunterricht bei Karl Heinrich Waggerl (1897 – 1973), dem bekannten Schriftsteller aus Wagrain im Salzburger Land. Seine schulische Ausbildung wurde aber jäh abgebrochen, als er im Alter von 16 Jahren im Februar 1945 nach den schweren Angriffen auf Dresden zu Aufräumarbeiten dorthin geschickt wurde. Mit dem Kriegsende geriet er in russische, später in amerikanische Gefangenschaft. Es gelang ihm eine abenteuerliche Flucht aus Polen über Tschechien und durch Österreich nach Salzburg, wo sich die Mutter allein mit fünf Geschwistern befand, denn der Vater war in amerikanischer Gefangenschaft. War er zwar anfänglich körperlich sehr geschwächt, aber mit seinem ungebrochenen Willen vollbrachte er in den Folgejahren große geistige Leistungen. Er holte die Matura in Salzburg nach und erwarb am 17. Dezember 1951 an der Hochschule für Bodenkultur seinen Titel als Diplomingenieur. Zuerst arbeitete er dann bei Gletschervermessungen in den Alpen und in der Forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Wien. Danach folgten mehrere Jahrzehnte als Projektleiter ( FAO Forest Inventory Officer ) im Auftrag der UNO, u.a. auf Sri Lanka, in Nigeria, Burma und Indonesien. 1973 verheiratete er sich in Nigeria, im Bezirksamt Ibadan mit Anna Krennwallner aus Salzburg. Nach seiner Pensionierung kehrten die beiden nach Salzburg zurück. Harald fand dann als Alpenfreund und Ornithologe zusammen mit Anna bald den Weg zu unserer Vereinigung «Monticola». Er war bescheiden in seiner Art, eher still mit einer eigenen Würde und Kraft, die sicher auch durch die harten Kriegsjahre gereift sind.
Eine letzte schöne Begegnung ergab sich 2017, als meine Frau und ich Sutters einen Besuch in Salzburg abstatteten. Von der Terrasse ihrer Eigentumswohnung aus war der Blick zum nahen Hochgebirge gewaltig. Die Verbindung mit den Bergen blieb somit bis zum Schluss. Immer wieder erkundigte sich Harald nach den Alpenkrähen, wenn ich ihn anrief. Durch Corona war leider kein weiterer Besuch mehr möglich. Mein letzter Anruf an ihn war im Sommer 2022. Wir konnten uns noch längere Zeit gut unterhalten.
Harald musste dann langsam Abschied nehmen von dieser Erde. Ein Krebsleiden meldete sich. Er starb am 18. November 2022 im Alter von 94 Jahren in der Palliativstation in Hallein.
Der hinterbliebenen Witwe Anna und Haralds Bruder, Herrn Dr. Helge Sutter, gelte unser spätes Beileid nicht minder herzlich. Dr. Helge Sutter hat mir freundlicherweise seine Unterlagen für die kirchliche Verabschiedung zugesandt, herzlichen Dank! Und Harald als Förderer der Alpenkrähe sei nochmals ein ganz besonderer Dank ausgesprochen!
Johannes Denkinger
Anna und Harald Sutter, 21. August 2017, im Schlosspark Hellbrunn, Salzburg. Bild: J. Denkinger.