(E. Sonnenschein und Ch. Grissemann , 21.07.2021)
Das Ergebnis unserer Flyer-Aktion „Alpenkrähen gesucht“ brachte eine gewisse Häufung von Beobachtungsmeldungen im Dreiländereck Nordtirol/Südtirol/Graubünden (s. Monticola 112, 2020). Im Bereich des 2.769 m hohen Äußeren Nockenkopfs in Südtirol wurden Alpenkrähen zweimal in zwei Jahren gesehen (von H. Staffler); eine Suche in diesem Gebiet erscheint demnach besonders aussichtsreich.
Zu einer Suchaktion trafen sich am 29. Juni 2021 die Monticola-Mitglieder Johannes Denkinger (Schweiz), Christoph Grissemann (Österreich), Edith Sonnenschein (Deutschland) sowie Leo Unterholzner und Erich Gasser aus Südtirol (Italien) in dem Weiler Rojen oberhalb des Reschensees. Die kleine Siedlung besteht aus nur wenigen Häusern, darunter ein Gasthaus, und ist auf 2.000 m Höhe die höchstgelegene in Südtirol. Von dort führt ein markierter Wanderweg zur Äußeren Scharte auf 2.595 m Höhe und der Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Entlang der Kammlinie eröffnet sich ein eindrucksvoller Blick hinunter ins Unterengadin, direkt auf den Ort Ramosch mit der Ruine Tschanüff, dem letzten Brutplatz der Alpenkrähe 1967. Von dieser Stelle und bis hinauf zum Gipfel beobachteten wir zwei Stunden lang intensiv die Umgebung bei guter Sicht auf die Almwiesen, wo stellenweise Schafe weideten. Mehrmals flogen Gruppen von Alpendohlen vorbei. Leider konnten wir keine Alpenkrähen entdecken. Dennoch soll das Gebiet auf künftigen Exkursionen weiterhin observiert werden.
Die folgenden Vogelarten wurden bei der Bergtour notiert (Protokoll J. Denkinger):
- Alpendohle
- Alpenschneehuhn (alte Losung)
- Amsel
- Bachstelze
- Baumpieper
- Berglaubsänger
- Bergpieper
- Birkenzeisig
- Bluthänfling
- Buchfink
- Feldlerche
- Felsenschwalbe
- Fichtenkreuzschnabel
- Haubenmeise
- Hausrotschwanz
- Klappergrasmücke
- Mauersegler
- Mehlschwalbe
- Misteldrossel
- Mönchsgrasmücke
- Schneesperling
- Singdrossel
- Steinadler
- Steinschmätzer
- Stieglitz
- Tannenhäher
- Tannenmeise
- Turmfalke
- Zaunkönig
- Zilpzalp
Zwei Tage nach der Exkursion zum Äußeren Nockenkopf schlossen Christoph Grissemann und Edith Sonnenschein am 1.7. noch eine zweite Alpenkrähensuche im vorderen Kaunertal/ Tirol an. Ausgehend von der mit dem Auto erreichbaren Falkaunsalm (1962 m) ging es 400 Höhenmeter in Richtung zum Peischelkopf auf den Rossboden. Von dieser Stelle aus war während der Monticola-Tagung 2014 ebenfalls eine Alpenkrähen-Sichtung gelungen (A. u. P. Seifert, J. Denkinger). Leider war auch diese Nachsuche noch nicht erfolgreich, ja nicht einmal ein Dohlenschwarm, in dessen Gesellschaft sich Alpenkrähen gelegentlich gerne aufhalten, war diesmal zu sehen. Insgesamt war die Arten- und Individuenzahl von Vögeln an diesem Tag enttäuschend gering.
Artenliste Falkaunsalm – Peischelkopf:
- Tannenhäher (1 ad. mit 2 dj.)
- Kuckuck
- Ringdrossel
- Bergpieper
- Heckenbraunelle
- Hausrotschwanz
- Erlenzeisig
- Bluthänfling
Sowohl im Rojental wie auf der Falkaunsalm wurde die Gelegenheit genutzt, die Alpenkrähen-Suche durch die erneute Verbreitung unserer Flyer im Hoffnungsgebiet „Dreiländereck“ gezielt neu aufleben zu lassen. An beiden Orten waren die Wirte der Gasthäuser sofort bereit, den Flyer gut sichtbar aufzuhängen. Kurz nach den beiden Exkursionen konnte Ch. G. unser Projekt auch in der Zentrale des Naturparks Kaunergrat im Naturparkhaus am Gachenblick vorstellen. Auch hier fand sich unter dem Aspekt der Förderung der Artenvielfalt interessiertes Gehör für unser Anliegen und die Versicherung, uns im Gebiet des Naturparks nach Kräften zu unterstützen. Der Naturpark Kaunergrat, der alle Gemeinden im Kaunertal und im Pitztal umfasst, beherbergt mit dem Krummgampental im Glockturmkamm auch die zweite Stelle, an der bei der Monticola-Tagung 2014 eine Alpenkrähensichtung gelang. Eine Kooperation mit dem Naturpark kann die Akzeptanz und Aufmerksamkeit bei den zahlreichen Besuchern sehr fördern und damit die Chance erhöhen, die gesuchte seltene Art erneut zu finden. Wir sind gespannt, welche konkreten Umsetzungen wir gemeinsam realisieren werden können.
Peischelkopf/Kaunergrat © Foto: C. Grissemann